Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.
Hohelied 8,6
Ich schreibe heute mal einen Brief an die Liebe. Und dieser Brief bin ich selbst. Ein Brief, geschrieben aus den Stunden, Tagen und Jahren. Ich bin auch nicht allein die Autorin, dieses Leben ist mehr als ich, und doch wird es meins.
„Darum bitte ich dich liebe Liebe,füge zärtlich deine Worte in mich, in mein Leben ein, bevor ich sie vergessen könnte. Schreib dich auch zwischen die Zeilen. Bewahre Menschen, gute und schlechte, lange Beziehungen, kurze Begegnungen, kleine Momente. Erinnere mich an das Viele und Zuviele, das mir zugefallen ist. Manchmal so vollkommen unerwartet und überraschend, dass ich kaum Luft holen konnte. So oft im Übermaß, unverdient und doch wunderbar, zum abgeben und weitergeben.
Und am Ende, liebe Liebe, setze deine Unterschrift, auf mich, auf mein Leben. Beglaubige mich, steh für mich ein, wenn ich es selbst nicht kann, sei da für mich und andere in den dunklen Momenten.
Dieser Brief, der ich bin, geschrieben aus meinen Stunden, Tagen und Jahren, ich will ihn in deine Hand legen. Umhülle du ihn, verschließ ihn mit deinem Siegel, so dass nichts anderes hineinkommen mag, präge deine Spur in ihm ein, unverwechselbar und unverkennbar. Sei ein schützendes Schild, auf deine eigene besondere, vielleicht auch zerbrechliche Art.
Und dann adressiere ihn nochmal neu, an den einen Gott, der uns alle beim Namen ruft, wir ihn aber kaum zu kennen meinen. Du weißt, er ruft mich ins Leben, jeden morgen neu, bis er mich wieder heraus rufen wird. Du aber trägst mich, zwischen den Welten, bist du Hülle und Siegel.
Du erhellst Blicke. Dein Lachen dringt durch alle Ritzen meines Seins.Wer sagt denn, dass die Erde sich dreht ohne dich, liebe Liebe?
Durch dich schimmert in uns eine leise Ahnung von Gott. Was wäre er ohne dich?
Ich lege dich wie ein Siegel auf mein Herz.In dir bin ich stark.“
Eine gesegnete, fröhliche und frühlingshafte Zeit wünscht
Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin.