Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott.
Psalm 42,3
Es war viel in letzter Zeit. Anforderungen, die einem ab und zu über den Kopf wachsen, Eindrücke, die es zu verarbeiten gilt, Fragen, die ohne Antwort bleiben. So viel Schönes streift vorbei oder versandet ungesehen.
Und nun? Viel geht nicht mehr. Die Zeit ist ein dürres, trockenes Land, in dem es keine vielversprechenden Wege, keine blühenden Gärten und schattigen Ruheplätze mehr gibt. Ich kenne mich selbst nicht mehr. Und wenn ich mein Innerstes durchforste, dann ist da gerade nicht viel, ich finde trostlose Leere, selbst im Spiegel sehe ich ein fremdes unbedeutendes Gesicht.
Die Seele dürstet.
Dürstet sie nach Gott?
Wie gut täte es, einmal loslassen zu dürfen. Die ganzen Pläne und Aufgaben anderen anzuvertrauen. Eingeladen zu sein. Da wäre ein Tisch, den ich selbst nicht decken muss. Darauf eine Vase mit frischen Margeriten und Kleeblumen. Einer reicht mir das Brot und schenkt mir duftenden Kaffee ein. Einer nimmt mir Stück für Stück die Lasten von der Seele und spricht mir Mut zu. Ich muss meine Kräfte nicht länger aus mir selbst schöpfen.
Ich sitze nur da und ruhe mich aus. Lasse den Blick schweifen, sauge die Düfte auf. Es dauert lange, bis die Unruhe, die Antreiber in mir endlich schweigen. Ich schaue aus dem Fenster. Nach und nach legt sich der Wind und die wogenden Äste der Bäume kommen zur Ruhe. Ich spüre, wie in mir eine Stille wächst.
Wie gut es tut, einmal loszulassen. Ich schaue meine leeren Hände an. Sie schaffen nicht, sie greifen nach nichts, sie kontrollieren nichts. Kein schlechtes Gewissen muss ich haben. Sie werden endlich bereit, sich füllen zu lassen.
Eingeladen sein. Ich komme zu mir und spüre, wie nach und nach meine Kräfte wieder wachsen. Ideen fliegen mir zu und Worte werden zu meinen. Was wesentlich und wichtig ist, ordnet sich wieder neu, bekommt Sinn.
Meine Seele kommt zur Ruhe, ihr Durst wird gestillt. Als bin ich an einer Quelle, aus der das Leben sprudelt. Die einfach da ist, einladend, unerschöpflich. Wenn ich dann gehe, weiß ich, dass ich wiederkommen darf, um mich erfrischen, füllen und stärken zu lassen. Jederzeit.
Nun mache ich mich auf den Weg, der vor mir liegt. Und plötzlich kommt es mir so vor, als könnte es wirklich mein eigener werden.
Für die kommenden Sommertage wünsche ich Ihnen und mir viel Zeit an dieser belebenden Quelle, dem gedeckten Tisch. Unser Herr Jesus stärke und begleite genau da, wo wir es brauchen.
Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin.