Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.
1. Korintherbrief 6,12
Während man in anderen Ländern, wie Dänemark, Frankreich oder den Niederlanden, gemütlich auf den Autobahnen zwischen 100 und 130 km/h dahinfahren kann, wird es in Deutschland richtig stressig.
Sobald man die Grenze passiert geht es los. Da zischt es nur noch neben dir, während du noch mit dem Drängler hinter dir beschäftigt bist. Dann taucht ein langsamer Lastwagen vor dir auf, den du überholen möchtest, aber die Überholspur ist so verstopft, dass du nach mehreren Anläufen resignierst und hinterher tuckelst.
So schön ist es doch für mich, auch mal beim Fahren nach rechts und links schauen zu können in den anderen Ländern, anstatt mein Herz schneller klopfen zu spüren, wenn einer von hinten auf mich zurast und erst im letzten Moment nach links ausschert.
Seit Jahren sind bei uns die Fronten verhärtet. Während die einen „Tempolimit 130, sofort!“ fordern, lautet für andere die Parole „Freie Fahrt für freie Bürger!“. Es will uns verkaufen, dass es vollkommen in Ordnung ist, wenn die eigene Freiheit zu Lasten der anderen geht. Hauptsache man kommt schnell durch, zur Not mit Drängeln und Ausbremsen. Hauptsache freie Fahrt, zuerst natürlich für mich.
Dieser Freiheitsbegriff macht mich stutzig. Wenn Freiheit nicht auch immer die Freiheit des anderen im Blick hat, dann verkommt sie zu Egoismus und Rücksichtslosigkeit. Die Grenze der eigenen Freiheit ist die Freiheit des anderen. Wo das nicht funktioniert, sind Herzrasen, und viele Verletzte vorprogrammiert. Die Autobahn ist dafür nur ein Beispiel.
Manchmal denke ich, gerade dort, auf der Autobahn, müsste es doch so einfach sein. Freundlich bleiben, etwas Rücksicht nehmen. Nur bei der einen Sache. Wenn ich 10 Minuten mehr einplane, kann ich entspannt Abstand halten und auch ab und zu mal jemanden vor mir einscheren lassen. Ich bekomme Zeit, auch mal einen Blick zur Seite zu werfen, den Wegrand sehen, Städte, Wald und Menschen.
Aber so einfach ist es eben doch nicht. Wir können selbst entscheiden, wie wir uns im Autobahnverkehr verhalten. Schnell fahren kann Freiheit sein, wie so vieles andere auch. Wenn es aber über allem steht, hat es eine fatale Macht über mich und andere.
Das ist nicht nur auf der Autobahn so. Manchmal schimmert sie golden, die Freiheit, ist voller Versprechen und Hoffnungen. Lassen Sie uns schauen, dass alle einen Teil davon genießen können.
Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin