Monatsspruch für Februar

Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.

2. Timotheus 3, 16

„Muss ich erst die Goldwaage holen?“ fragte meine Mutter, wenn mein Bruder und ich uns stritten, wer denn wie viel und was vom Weihnachtssüßigkeitenteller gegessen hatte. Ganz genau schauten wir, wenn der andere etwas nahm. Habe ich auch wirklich genug abbekommen? Hat mein Bruder etwas mehr von der Lieblingsschokolade genommen? Was ist noch da?

Dass Geschwister über ihren Anteil, wovon auch immer, streiten, ist wahrscheinlich normal. Sie lernen dabei, sich zu behaupten, zu verhandeln und Kompromisse einzugehen. Im besten Fall lernen sie auch das Teilen. „Nun hab ich zu viel!“ sagte mein Großer mal, und gab seinem Bruder etwas ab, der es freudestrahlend aus seiner Hand nahm. Beide erfuhren, wie gut es ihnen geht, wenn sie fair zueinander sind.

Und manchmal merken Geschwister auch: Ich hätte statt der Schokolade eigentlich lieber ein Eis. Ich muss nicht ständig das haben was der oder die andere hat. Sondern das, was ich gern mag. Ich muss auch nicht immer so viel wie möglich oder so viel wie andere haben. Sondern nur so viel, um satt zu werden. Sonst liegt einem die Schokolade dann schwer im Magen.

Besser werden in Gerechtigkeit. Kinder können das lernen, wenn es um Süßigkeiten oder Spielzeug geht, auch dass es nicht immer um gleiche Teile geht. Sondern auf die Bedürfnisse des anderen schauen, fair bleiben, die anderen und ihre Interessen im Blick behalten. Und manchmal auch für sie einstehen, ihnen beistehen.

Wie ist das bei uns Erwachsenen?

Für die meisten Dinge im Leben gibt es keine Goldwaage. Und doch ist es glaube ich auch bei uns Gang und Gäbe, das Vergleichen, das doch eigentlich unzufrieden, manchmal sogar unglücklich macht. Es führt dazu, dass ich das haben will, was andere haben, ob ich es brauche oder nicht. Doch das neue große Auto des Nachbarn muss nicht auch für mich nützlich, oder das Richtige sein.

Was dient also dazu, besser zu werden in Gerechtigkeit?

Ich beginne damit, mich zu fragen, was ich wirklich brauche. Und ich lerne zu sagen: „Ich habe genug.“ Eine vielleicht sogar noch wichtigere Frage ist „Hast DU genug?“ Denn für Viele ist es nicht selbstverständlich überhaupt über die Runden zu kommen.

Abgeben und schenken, das sind wichtige Schritte zur Gerechtigkeit. Auch einmal verzichten zugunsten anderer. Oder den Wohlstand zu teilen: das Auto, wenn es nur herumsteht, den Garten, wenn er reichlich Früchte bringt.

Es käme ja nicht nur den Menschen zugute, sondern auch der Erde selber, wenn wir weniger Ressourcen verbrauchen würden.

Eine Goldwaage ist nicht nötig, um besser zu werden in Gerechtigkeit. Wie wunderbar aber wäre es, wenn jeder, auch die erde selbst, genug zu frei atmen, zum wachsen und zum leben hätte.

Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin.

Musikalische Adventsandachten – ein Ausblick

Auch in diesem Jahr wird es wieder in allen unseren Kirchen adventlich werden. Mit viel Musik zum Hören und Singen, adventlichen Texten und kleinen Köstlichkeiten können Sie sich wieder auf das Weihnachtsfest einstimmen lassen.

Die Termine:

  • 1. Advent 03.12. 17.00 Uhr in Schmiedebach
  • Freitag 08.12. 18.00 Uhr in St. Jakob
  • Samstag 09.12. 17.00 Uhr in Lehesten
  • 2. Advent 10.12. 17.00 Uhr in Leutenberg
  • Freitag 15.12. 18.00 Uhr in Schweinbach
  • 3. Advent 17.12. 17.00 Uhr in Steinsdorf
  • Freitag 22.12. 18.00 Uhr in Herschdorf

Wir freuen uns auf eine gemeinsame Reise durch unsere Kirchen und den Advent.

Rückblick: Martinstag in Lehesten und Leutenberg

Am 10. und 11. November haben wir in Lehesten und Leutenberg dem Heiligen Martin von Tours gedacht und mit unseren Laternen Licht mit den Kindern durch die Orte getragen. Vielleicht ist es in den Herzen der Menschen ja auch ein bisschen heller geworden. Das wäre auf jeden Fall ganz im Sinne von Martin gewesen, der bekanntlich besonders um die Armen und Einsamen in seinem Umfeld besorgt war.

Er teilte seinen Mantel mit einem Bettler, so wie wir das Licht! Nach der Andacht in den Kirchen mit einer wunderbaren Martinsgeschichte, Liedern und guter Stimmung, gab es dann auch die Martinshörnchen, natürlich zum Teilen!

Herzlichen Dank an alle, die mit vorbereitet, begleitet, abgesichert und einfach mit gefeiert haben.

Friedensdekade 2023

Die Friedensdekade steht in diesem Jahr unter dem Motto „sicher nicht – oder?“.

In den Andachten werden die aktuellen Verunsicherungen aufgegriffen, die in Gesellschaft, Politik und Kirche spürbar sind. Nach drei Jahren Pandemie, Klimakatastrophen, dem Krieg in der Ukraine, der Energiekrise und dem Kaufkraftverlust sind viele Menschen verunsichert, was ihre Zukunft betrifft.

Bislang Selbstverständliches wird nicht mehr als sicher wahrgenommen, wie etwa das Zusammenleben in einem friedlichen Europa. Versprochen wird mehr Sicherheit durch verstärkten militärischen Schutz. Aber ist Frieden durch Waffen und Aufrüstung wirklich langfristig sicherzustellen? Diesen Fragen, aber auch, wie Zuversicht gestärkt werden kann, wollen wir an den Abenden nachgehen.

Deshalb laden wir ein vom 13. bis 17. November und vom 20. bis 22. November abends 18.00 Uhr in die Leutenberger Stadtkirche.

Martinstag

Die Tage werden kürzer, die Abende länger und dunkler. Deshalb sind bald wieder die Laternen unterwegs durch unsere Orte.

Fröhlich singen, leuchten und wie St. Martin es vorgemacht hat: teilen, wollen wir am 10. November, 17 Uhr, da starten wir an der Schule in Lehesten und ziehen dann zur Kirche zur Martinsandacht.

Ebenso am 11. November, 17.30 Uhr starten wir am Friedhof in Leutenberg und ziehen zur Kirche zur Martinsandacht.

Im Anschluss wird es in beiden Orten Hörnchen zum Teilen geben!

Monatsspruch für November

„Er allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens.“

Hiob 9,8f

Hiob singt ein Lied auf Gott – ausgerechnet er, der doch alles verloren hat! Er weiß wohl, dass Gott alles gemacht hat, die Sterne, die Erde. Berge kann er versetzen, er hält die Welt in seinen Händen.

Aber dann kommt der Haken an der Sache: Gerecht ist Gott nicht! Gerecht müsste doch bedeuten, es gibt einen Zusammenhang von dem was ich tue und dem, wie es mir ergeht. Hiob ist immer ein frommer Mensch gewesen. Natürlich fragt er sich, warum Gott ihn nicht dementsprechend spüren lässt, wie sehr ihm das gefällt. Im Gegenteil, er muss leiden und hat alles verloren. Wäre Gott gerecht, gäbe es doch einen Grund dafür, eine Antwort auf die Frage nach dem Warum.

So gerät Hiob fast in einen Streit mit seinen Freunden, die eine Schuld bei Hiob suchen, er aber alles von sich weißt. Die Frage nach dem ist offen.

Und so entsteht eine Lücke, die kaum zu ertragen ist. Für Hiob, seine Freunde, uns. Bis heute. Immer wieder wird die Frage „Warum?“ gestellt, wenn Menschen einen Schicksalsschlag erleiden, sie zweifeln und ihre Werte ins wanken geraten.

„Warum?“ und keine Antwort. Diese Lücke lässt Menschen hilflos und handlungsunfähig zurück. Wegen ihr kämpfen Menschen mit Gott und wenden sich von ihm ab. Hiob wählt einen anderen Weg. Er versucht einen anderen Blickwinkel einzunehmen und Gott als den Schöpfer zu sehen. Was er sieht, bringt ihn zum Singen: „Er allein breitet den Himmel aus!“

Und ich frage mich: Wenn ich mein Bild von einem gerechten Gott aufgeben muss, wenn ich auf mein Frage nach dem Warum keine Antwort bekomme, egal wie lang ich feilsche, hilft es dann den Schöpfer und seine Schöpfung ins Spiel zu bringen?

Ich stelle mir vor, wie Hiob in den Sternenhimmel schaut. So wie auch ich oft. Unvorstellbare Weite, Dunkelheit, Ruhe. Und dann sind da Sterne, sie bilden Muster, die ich nicht verstehe. Hat Gott sie in den Himmel geschrieben?

Ich spüre angesichts dieser Weite des Himmels, der Weite der Zeit und Ewigkeit, kommt die Frage nach dem Warum an ihre Grenze. Sie und jeder der sie stellt wird einmal enden. Dass sie ohne Antwort bleibt verliert ihre Schwere. Wenn das Kämpfen und Fragen und Klagen aufhört, entsteht ein unscheinbarer Moment, der doch strahlt, der tröstet. In dem ich mich vielleicht halten lassen kann. Von einem schöpferischen Gott, der sich nicht messen und erfragen lässt. Und doch lädt er immer wieder ein, mit Augen und Gedanken den Himmel abzufahren. Großer Wagen, Orion, Siebengestirne, Stern des Südens, Weite und Stille. Er hat sie gemacht, mit seinen Händen.

Hände, die mich umfangen, jenseits aller Fragen, davor und danach.

Dass Sie diese Gewissheit spüren, wünscht
Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin.

Der Monatsspruch für August

Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.

Psalm 63,8

Bei Störchen ist das so: Im Frühjahr treffen die Männchen zuerst ein und besetzen ihren Horst, ihr Nest vom Vorjahr. Sie verteidigen es energisch gegenüber ihren Konkurrenten. Bald gesellt sich die Störchin dazu. Beide sammeln nun gemeinsam Halme und Zweige und bessern ihr Nest aus. Manchmal klappern sie dabei.

Einige Zeit später hockt immer einer der beiden auf dem Nest. Die Zeit der Brut hat begonnen. Zwei bis fünf Eier hat die Störchin gelegt. Nun heißt es Warten und Wärmen.Nach gut vier Wochen entdeckt man plötzlich, dass die Küken geschlüpft sind. Vater und Mutter wechseln sich nun ab in der Nahrungssuche und dem Füttern der Küken. Später kann man die Köpfchen und die langen Hälse sehen, wie sie senkrecht nach oben ragen mit weit aufgesperrten Schnäbeln.

Oft sitzen Storch oder Störchin auf ihrem Nest und die Küken schlüpfen unter ihre Flügel. Hier sind sie unter weichen Federn geborgen. In kalten Nächte erfrieren sie nicht, denn selbst bei Plusgraden besteht bei den zarten Küken das Risiko. Und auch wenn die Sonne zu heiß wird, sind sie geschützt. Nichts kann ihnen passieren.

Von ihrem hochgelegenen Nest haben die Eltern auch alles im Blick. Nähern sich Feinde dem Nest, verteidigen sie es energisch. So haben die Küken alles, was sie brauchen. In Ruhe wachsen sie heran, bis sie nach gut acht Wochen flügge werden und so langsam ihre eigenen Wege gehen.

Wie eine Vogelmutter nimmt Gott uns unter seine Flügel. Dieses Bild finden wir immer wieder in der Bibel. Ich spüre, wie das Kind in mir sich angesprochen und gewärmt fühlt. Dieses Kind, das ich einmal war, bleibt ja da. Es wohnt in mir, auch, wenn ich schon längst erwachsen geworden bin.

Und immer wieder einmal meldet es sich, leise oder auch laut, mit seiner Sehnsucht geschützt und gewärmt, versorgt und behütet zu werden. Besonders in Zeiten, in denen ich es schwer habe, mir alles zu viel zu werden scheint.

Wie gut tut es da, eine Freundin zu haben, die mir zuhört und mich versteht. Oder einen Helfer, der auch mal die eine oder andere Aufgaben für mich übernimmt, mich unterstützt. Und ich darf mich eine Zeit lang verkriechen. Das Gefühl genießen, geborgen zu sein, bei dem Anderen.

Ich muss nicht alles allein schaffen. Hilfe anzunehmen macht mich einerseits demütig, andererseits dankbar. Und ich lerne auch andere zu bemuttern, zu versorgen und zu wärmen, wenn sie mich brauchen.

Und auch bei Gott darf ich mich bergen, verkriechen und wärmen. Ich muss nichts vorweisen. Selbst, wenn ich keine Worte mehr habe, Gott ist da, wie die Mutter und der Vater für die Storchenkinder, um mich zu schützen und zu versorgen, als sei ich sein Küken. Solange und immer wieder, bis sich bei mir die Kraft einstellt und mich beflügelt. Dann fühle ich mich dem Leben, das vor mir liegt, gewachsen und kann mich aufmachen es zu meistern.

Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin