Andacht zum Monatsspruch August 2022

Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem HERRN, denn er kommt um die Erde zu richten.

Chronik 16,33

Der Flieder vor meinem Kinderzimmerfenster, weiß und voll die Blüten, die Äste knochig, gewunden und stark. Im Frühjahr drängt der Duft durch das angekippte Fenster und erfüllt den Raum.

Die Birken auf dem Hügel, ihre Äste schwingen im Wind wie lange Zöpfe fröhlich tanzender Mädchen, das Weiß ihrer Stämme leuchtet schon von weitem entgegen.Der Ahorn des Nachbarn, der sich sanft herüberlehnt. Viele Blätter habe ich im Herbst aufgehoben, ihre Farben bewundert, habe sie wieder in die Luft geworfen oder in ein Buch gelegt.

Die Linde, die Besucher auf dem Friedhof seit 150 Jahren begrüßt, milden Schatten auf die Gräber und Trauernden mit ihren weiten dichten Armen legt.

Die kleine Kiefer im Garten, wie oft habe ich mich darunter gesetzt, an ihren rauen Stamm gelehnt, den herben Duft des Harzes in mich aufgenommen und durch die lichten Nadeln in den Himmel geschaut.

Die Kastanie, die auf dem Schulhof stand. Im Frühjahr öffneten sich die klebrigen Knospen und die Blätter stiegen wie eine offene Hand daraus empor. Die kleinen stacheligen Früchte wuchsen, bis sie unzählige Kinder mit glänzenden braunen Kastanien beglückten.

Die Buchen, die am Waldweg Spalier stehen. Im Frühling in wunderbar hellem Grün und im Herbst beglücken sie die Spaziergänger mit einer orange-gelben Pracht.

Es gibt Bäume, die mich geprägt haben. Ich hänge an ihnen als seien Sie Freunde und Freundinnen. Wegbegleiter.

In diesem Jahr hängen in den Buchen viele Äste, die Abgestorben sind, der nächste Sturm wird sie herunter reißen. Die Birken verlieren schon im August die ersten Blätter, blassgelb segeln sie zu Boden.

Die Linde auf dem Friedhof musste gefällt werden. Die letzten Jahre der Trockenheit, Schädlinge und der Zahn der Zeit haben sie die letzte Kraft gekostet.

Nein, die Bäume, die Natur, in diesen immer trockener und heißer werdenden Zeiten haben sie nichts zu lachen und schon gar nicht jubeln. Sie leiden, kämpfen sich durch, werden aber immer schwächer, viele sterben sogar. Hätten sie eine Stimme, so würden sie wohl klagen und weinen, vielleicht sogar schreien.

Ja, wäre das nicht schön, wenn ein Gott käme, um die Erde zu richten? Der dann die Bäume zum Jubeln brächte, ihnen Wasser, ein kühles Lüftchen und Licht schenkte, mehr als sie brauchen. Der ihre Kronen leuchten ließe in sattem Grün, kräftige und glänzende Früchte wachsen ließe.

Was aber, wenn er käme, würde er wohl uns Menschen sagen?

Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin.

Andacht zum Monatsspruch Juli 2022

Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott.

Psalm 42,3

Es war viel in letzter Zeit. Anforderungen, die einem ab und zu über den Kopf wachsen, Eindrücke, die es zu verarbeiten gilt, Fragen, die ohne Antwort bleiben. So viel Schönes streift vorbei oder versandet ungesehen.

Und nun? Viel geht nicht mehr. Die Zeit ist ein dürres, trockenes Land, in dem es keine vielversprechenden Wege, keine blühenden Gärten und schattigen Ruheplätze mehr gibt. Ich kenne mich selbst nicht mehr. Und wenn ich mein Innerstes durchforste, dann ist da gerade nicht viel, ich finde trostlose Leere, selbst im Spiegel sehe ich ein fremdes unbedeutendes Gesicht.

Die Seele dürstet.

Dürstet sie nach Gott?

Wie gut täte es, einmal loslassen zu dürfen. Die ganzen Pläne und Aufgaben anderen anzuvertrauen. Eingeladen zu sein. Da wäre ein Tisch, den ich selbst nicht decken muss. Darauf eine Vase mit frischen Margeriten und Kleeblumen. Einer reicht mir das Brot und schenkt mir duftenden Kaffee ein. Einer nimmt mir Stück für Stück die Lasten von der Seele und spricht mir Mut zu. Ich muss meine Kräfte nicht länger aus mir selbst schöpfen.

Ich sitze nur da und ruhe mich aus. Lasse den Blick schweifen, sauge die Düfte auf. Es dauert lange, bis die Unruhe, die Antreiber in mir endlich schweigen. Ich schaue aus dem Fenster. Nach und nach legt sich der Wind und die wogenden Äste der Bäume kommen zur Ruhe. Ich spüre, wie in mir eine Stille wächst.

Wie gut es tut, einmal loszulassen. Ich schaue meine leeren Hände an. Sie schaffen nicht, sie greifen nach nichts, sie kontrollieren nichts. Kein schlechtes Gewissen muss ich haben. Sie werden endlich bereit, sich füllen zu lassen.

Eingeladen sein. Ich komme zu mir und spüre, wie nach und nach meine Kräfte wieder wachsen. Ideen fliegen mir zu und Worte werden zu meinen. Was wesentlich und wichtig ist, ordnet sich wieder neu, bekommt Sinn.

Meine Seele kommt zur Ruhe, ihr Durst wird gestillt. Als bin ich an einer Quelle, aus der das Leben sprudelt. Die einfach da ist, einladend, unerschöpflich. Wenn ich dann gehe, weiß ich, dass ich wiederkommen darf, um mich erfrischen, füllen und stärken zu lassen. Jederzeit.

Nun mache ich mich auf den Weg, der vor mir liegt. Und plötzlich kommt es mir so vor, als könnte es wirklich mein eigener werden.

Für die kommenden Sommertage wünsche ich Ihnen und mir viel Zeit an dieser belebenden Quelle, dem gedeckten Tisch. Unser Herr Jesus stärke und begleite genau da, wo wir es brauchen.

Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin.

Andacht zum Monatsspruch für den Juni 2022

Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.

Hohelied 8,6

Ich schreibe heute mal einen Brief an die Liebe. Und dieser Brief bin ich selbst. Ein Brief, geschrieben aus den Stunden, Tagen und Jahren. Ich bin auch nicht allein die Autorin, dieses Leben ist mehr als ich, und doch wird es meins.

„Darum bitte ich dich liebe Liebe,füge zärtlich deine Worte in mich, in mein Leben ein, bevor ich sie vergessen könnte. Schreib dich auch zwischen die Zeilen. Bewahre Menschen, gute und schlechte, lange Beziehungen, kurze Begegnungen, kleine Momente. Erinnere mich an das Viele und Zuviele, das mir zugefallen ist. Manchmal so vollkommen unerwartet und überraschend, dass ich kaum Luft holen konnte. So oft im Übermaß, unverdient und doch wunderbar, zum abgeben und weitergeben.

Und am Ende, liebe Liebe, setze deine Unterschrift, auf mich, auf mein Leben. Beglaubige mich, steh für mich ein, wenn ich es selbst nicht kann, sei da für mich und andere in den dunklen Momenten.

Quelle: pixabay.com

Dieser Brief, der ich bin, geschrieben aus meinen Stunden, Tagen und Jahren, ich will ihn in deine Hand legen. Umhülle du ihn, verschließ ihn mit deinem Siegel, so dass nichts anderes hineinkommen mag, präge deine Spur in ihm ein, unverwechselbar und unverkennbar. Sei ein schützendes Schild, auf deine eigene besondere, vielleicht auch zerbrechliche Art.

Und dann adressiere ihn nochmal neu, an den einen Gott, der uns alle beim Namen ruft, wir ihn aber kaum zu kennen meinen. Du weißt, er ruft mich ins Leben, jeden morgen neu, bis er mich wieder heraus rufen wird. Du aber trägst mich, zwischen den Welten, bist du Hülle und Siegel.

Du erhellst Blicke. Dein Lachen dringt durch alle Ritzen meines Seins.Wer sagt denn, dass die Erde sich dreht ohne dich, liebe Liebe?

Durch dich schimmert in uns eine leise Ahnung von Gott. Was wäre er ohne dich?

Ich lege dich wie ein Siegel auf mein Herz.In dir bin ich stark.“

Eine gesegnete, fröhliche und frühlingshafte Zeit wünscht
Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin.

Friedensgebete zur Passionszeit

In der Passionszeit vor Ostern gedenken Christen der Leiden Jesu und machen sich die Verbundenheit zu ihm in all diesen menschlichen Erfahrungen bewusst. Ein Bibelwort und ein gemeinsames Gebet sollen dann durch die Woche begleiten. Wir treffen uns zwischen dem 15. März und dem 12. April zu kurzen ökumenischen Andachten in der Kirche in Leutenberg, jeweils dienstags 18 Uhr.