Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.
2. Petrus 3,13
Wie besonders sind doch die letzten Momente vor einer Reise. Die Sachen und die Kinder sind schon im Auto und gleich geht sie los, die lange Reise, auf die ich mich schon seit Monaten gefreut habe. Natürlich ist es auch ein bisschen hektisch gewesen, aber nun gehe ich noch einmal konzentriert durch die Wohnung und schaue, ob wir auch an alles gedacht haben.
Die Fenster sind geschlossen, die Heizung ist abgedreht, Licht und alle Geräte sind aus, besonders der Herd. Für die Katzenfütterer liegt alles bereit. Ein letzter Blick auf alles. Es wird noch genauso sein, wenn wir in 2 Wochen wiederkehren. Das dicke Buch wird noch da liegen, bereit weitergelesen zu werden. Die Kaffeetassen werden noch genauso auf der Spüle stehen und die Strickjacke immer noch über dem Stuhl hängen.
Ich schließe die Tür voller Vorfreude. Doch genauso spüre ich da ganz kurz diese kleine Angst. Wie jedes Mal. Ob alles gut gehen wird?
Was, wenn dies oder das passiert? Viele kleine Filme laufen in meinem Kopf ab.Was, wenn jemand aus der Familie dann die Wohnungstür öffnen wird? Die Kaffetassen stehen da, als wurde gerade noch daraus getrunken.
Als meine Schwiegermutter starb, haben wir die Wohnung ausgeräumt. Alles sah aus als ob es wartet. Als ob sie gleich durch die Tür treten und ihr Leben wieder aufnehmen würde. Die Kaffeetassen abspülen und das Buch zu Ende lesen.
Der neue Himmel und die neue Erde kommen ganz bestimmt. Für jeden.
Schnell schüttle ich die Gedanken ab; gleich geht die Reise los. Ans Meer soll es gehen.
Da kommt mir ein Comic in den Sinn, der in den sozialen Netzwerken öfter mal auftaucht. Charlie Brown von den Peanuts sitzt mit seinem Hund Snoopy auf einem Steg und schaut auf das weite Meer. Melancholisch ist er, wie so oft.
„Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy.“, sagt Charlie. Und obwohl man ihn nur von hinten sieht, stelle ich mir sein resigniertes Gesicht und seine traurige Stimme vor. „Ja, das stimmt“ antwortet der kluge Snoopy. „Aber an allen anderen Tagen nicht.“
Ich atme kräftig aus, lächle und steige ins Auto. „Alles gut?“ fragt mein Mann. „Na klar.“ sage ich. Sterben kommt später. Sagt der Hund Snoopy. Und solange wir hier auf dieser Erde sind, stimmt das auch. Wann wir sterben und das Neue kommt, wissen wir nicht. Nur darauf zu warten, das ist nicht das Leben.
Ich nehme mir vor, immer mal wieder daran zu denken. Heute! Das ist der Tag um zu leben. In jedem Moment. Das Leben zu genießen, Freude zu empfinden, Gemeinschaft und Liebe.
Ein wunderbarer, von Gott geschenkter Vorgeschmack auf den neuen Himmel und die neue Erde.
Einen goldenen und leuchtenden Herbst wünscht Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin.