Monatsspruch für März

Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken.

3. Mose 19,33

Letzte Woche war ich in Weimar, um mich mal wieder mit ein paar alten Freunden zu treffen. Eine hatte in einem Restaurant reserviert und alle fanden mal wieder zusammen. Erfreut über so eine tolle Auswahl schon zu Frühstück, las ich die Speisekarte. So viel Fülle und Segen und das nur in einem Restaurant.

Als ich um die Mittagszeit durch die Stadt schlendere bin ich unentschlossen, was ich meinem Mann an Essen mitnehmen soll. Pizza, Spaghetti Carbonara, Döner, Gyros, Sushi, Ente in Currysauce, Hamburger, Pelmeni. Unglaublich, dabei ist Weimar noch eine kleine Stadt im Vergleich zu Berlin oder Hamburg.

Vor 50 Jahren wussten wahrscheinlich die wenigsten, Was sich hinter „Spaghetti Carbonara“ verbirgt. Heute gibt es kaum jemanden, der es nicht weiß. Italienische Gastarbeiter haben damals das, was sie selbst gerne mochten mit nach Deutschland gebracht. Ebenso brachten Menschen aus Griechenland Gyros und Feta mit, Menschen aus der Türkei den Döner und Börek.

In den 80er und 90er Jahren kamen viele Russlanddeutsche nach Deutschland und brachten ihre Rezepte für Pelmeni und Borschtsch mit. Thailändische, vietnamesische, indische und chinesische Restaurants gibt es inzwischen überall. Auf Märkten kann ich exotische Früchte kaufen, auf Streetfood Festivals ganz neue Gerichte aus aller Welt entdecken. Unsere ukrainischen Freunde servieren uns gerne ihre Spezialitäten.

Ich kann den Geschmack und die Fülle der weiten Welt einfach hier kennenlernen und probieren, ohne weit zu reisen.

Manchmal kommt man dann auch ins Gespräch mit den Menschen, die diese Speisen anbieten. Ihre Geschichten sind ganz unterschiedlich. Manche sind der Arbeit wegen nach Deutschland gekommen. Oder schon die Eltern oder Großeltern. Viele vermissen ihre Heimat und werden sich vielleicht nie so ganz zuhause hier fühlen.

Andere sind vor Kriegen oder Verfolgung geflohen, suchen eine Zukunft für sich und ihre Kinder, oder einfach erstmal Sicherheit. Oft habe ich erlebt, wie dankbar sie sind und etwas an das Land, das sie aufgenommen hat, zurückgeben wollen.

Wenn ich durch die Städte gehe und Speisekarten lese, dann erzählen sie ganz viele Geschichte von anderen Kulturen und Menschen aus anderen Ländern. Sie erzählen aber auch die Geschichte unseres Landes, in dem wir Leben. Eines Landes voll Segen und Fülle, die entstanden sind und entstehen können, wenn Menschen nach Deutschland einwandern, sie willkommen sind. Wenn Menschen sich einbringen und ein gutes Miteinander gelingt, dann entsteht eine reiche Gesellschaft für alle.

Eine Zeit voller geschmacklicher Vielfalt und Fülle wünscht Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin.