Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum Herrn; denn
wenn’s ihr wohl geht, geht’s euch auch gut.
Jeremia 29,7
Was ist gerade das Beste für unser Dorf, unsere Stadt, die Welt? Masken tragen? Oder keine Masken tragen? Noch nicht einmal darüber sind wir uns einig. Trotzdem ist unsere Regierung dafür zuständig, angemessene Verhaltensmaßregeln anzusagen und durchzusetzen. – Kein leichter Job, verantwortungsvoll und ungedankt!
Jeremia schrieb zu seiner Zeit seinen Brief an Menschen im Exil. Nach einem verlorenen Krieg waren sie verbannt worden und lebten in der Fremde unter feindlicher Führung. „Suchet dieser Stadt Bestes!“
Auch wenn wir etwas eingeschränkt sind im Reisen und einkaufen, sind wir doch nicht schon in Gefangenschaft. Wir leben nicht unter einem Unrechtsregime und müssen weder hungern, noch um die Zukunft unserer Kinder bangen. Eine demokratisch gewählte Regierung in Deutschland sucht mit Wissenschaftlern und Experten nach dem Weg aus der Krise. Nun kann es sein, dass mir nicht alle Maßnahmen einleuchten. Es ist auch möglich, dass sich Manches im Nachhinein als falsch herausstellt. Wir alle erleben dies zum ersten mal.
Und, ja, ich ärgere mich, wenn Politiker Krisenmanagement und Wahlkampf vermischen. Trotzdem bin ich dafür, den gegebenen Regeln zu folgen. Zum Einen, weil ich schon mein ganzes Leben lang in unserem Rechtsstaat eine Menge Vorzüge genießen kann. Zum Anderen, weil die Zeit einer Pandemie gerade keine Revolutionen und weitere Verunsicherungen braucht. Jede Demonstration, jeder Angriff auf den Bundestag und unsere Demokratie ist da selbstsüchtig, rücksichtslos und gefährlich. Das mag nach Anpassung klingen, ist aber in meinen Augen die Übernahme von Verantwortung für das Ganze der Gesellschaft, die jedem Einzelnen von uns zukommt.
Was heißt das für uns in der Kirche? Wir halten uns an die Regeln, weil wir des Dorfes, der Stadt, der Welt Bestes suchen und weil das Wohl der Menschen unsere Aufgabe ist. Wir beanspruchen keine Sonderrechte. Wir hören auf die Sorgen und Probleme, wir sind hier und kämpfen mit unseren eigenen Möglichkeiten gegen die Angst und Einsamkeit. Wir setzen die Auflagen um und freuen uns, wieder Gottesdienste halten zu dürfen. Wir tun das in Ruhe und finden neue Wege. Niemand von uns ist in der freien Ausübung des christlichen Glaubens behindert. Es fehlen die Unbeschwertheit und die Umarmungen, das schmerzt.
Aber solange wir beten und mit Gottes Wort und Musik unterwegs sein dürfen, solange es Fernseh-Gottesdienste und Telefonandachten gibt, solange wir unsere fröhliche Kreativität behalten und den Veränderungen gemeinsam entgegensehen, sind wir doch nicht verloren! Wichtig bleibt es, die zu sehen und zu unterstützen, die unsere Hilfe brauchen.
Ansonsten zählen jetzt Gebet und Geduld. Wir sind als Christen und Christinnen gefragt unseren Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft zu leisten. Gott schenke uns Achtsamkeit und Mut!
Ihre Sarah Zeppin