Der Monatsspruch für Juli

Jesus Christus spricht: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.

Röm 14,9

Das ist doch so ein typisches Jesusding. Feinde lieben. Viel zu viel verlangt von Menschen und deswegen reden wir uns als Kirche, als Theologen das gerne mal klein und handlich. Nach dem Motto: Jesus hat das sicher im übertragenen Sinn gemeint. Jesus sprach damit nur bestimmte Gruppen an und hat damit nicht alle Feinde gemeint. Oder auch: Mit Feinde sind hier vor allem religiös anders Denkende gemeint, nicht so richtige Feinde, die Leben und Familie bedrohen. Und so abgemildert ergibt diese Forderung einen Sinn und auch die Möglichkeit ihr nachzukommen.

Nun ja, was ist aber, wenn es nicht so ist? Wenn Jesus es genau so gemeint hat? Genauso radikal. Manchmal denke ich, Jesus wollte, dass wir an dieser Aufgabe scheitern, damit wir merken, dass wir auf ihn angewiesen sind. Dass wir Leben und Glauben eben nicht allein hinbekommen. Demut lernen hätte man früher vielleicht dazu gesagt. Und ich glaube, dass wir Menschen der heutigen Zeit das wirklich brauchen. Wenn wir mal wieder eine Meinung zu allem haben und besser wissen, wie es geht, denn wir haben ja Erfahrung, Ausbildung etc. Und genau da ruft unser Glaube, Jesus selbst uns zu: Nein, allein geht gar nichts. Gebet braucht es und immer wieder die Bitte: Hilf mir, das zu meistern, diesen Weg zu gehen, das zu verstehen.

Liebt eure Feinde und betet für sie. Das ist diese allein unlösbare Aufgaben, die uns auf den Boden holt und erinnert, an wen wir uns wenden müssen.Sie bleibt aber trotzdem eine Aufgabe. Sie muss angepackt werden, wenn wir als Christen in unserer Welt leben wollen.

Also fange ich damit im Kleinen an. Schaue mich um in meinem Umfeld. Konzentriere mich auf eine Person. Der grantige Nachbar vielleicht, der immer zu den Ruhezeiten den Rasen mäht und meine Katze nicht leiden kann. Ich bete für ihn und für mich, dass ich einen Weg finde ihn zu lieben. Ich weiß, dass unser Gebet etwas verändert. Also probieren wir aus, was passiert und bleiben geduldig.

Und dann nehmen wir mal ganz vertrauensvoll das Große in den Blick. Wie wäre es, wenn Nationen sich nicht mehr nur feindselig gegenüber stehen? Wenn sie sich an einen Tisch setzen könnten, entgegengesetzte Positionen, die trotzdem Kompromisse finden. Ein Traum, fast wie im Himmel, sagen jetzt die Realisten, total unmöglich.

Ja, mag sein, dass vieles nicht passieren wird. Aber erst recht nicht, wenn wir es nicht versuchen. Ich glaube, so vieles lässt sich erlernen. Und wenn wir mit dem Gebet für andere beginnen, dann sind wir ja auch nicht mehr allein mit dieser Riesenaufgabe. Ich bin gespannt, was passieren wird, im Kleinen und im Großen, wenn wir uns trauen Jesus ernst zu nehmen in dem, was er von uns fordert, aber auch in dem, was er uns als Hilfe an die Hand gibt – seine unendlichen Möglichkeiten, seine Liebe.

Einen wunderbaren Sommer wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Sarah Zeppin

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